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SO WAR DIE 40-JAHRE WÜSTENFAHRER-REISE NACH ALGERIEN IM MÄRZ/APRIL 2025
Die nach über 20 Jahren wieder für Wüstenreisende freigegebene Strecke vom Hoggar zum Tassili N'Ajjer macht eine Rundreise durch die traumhafte algerische Sahara wieder möglich.
Eine Enduro-Fahrerin und sieben Enduro-Fahrer waren bei der „Grossen Algerien-Rundfahrt“ dabei, die wir zum WÜSTENFAHRER-Geburtstag durchführten – und zwar "klassisch" mit Schiffsan- und rückreise, gut vier Wochen Dauer und mit Reise-Enduros, denn wirklich wüstentaugliche Sport-Enduros gab es in den Achtziger-Jahren noch nicht.
Eine BMW GS 1200 HP2, eine Honda Afrika Twin 750 (sie machte auf der Reise den 195.000sten Kilometer!), eine Honda Transalp 650, eine Yamaha Tenere 700 Worldraid und drei KTM Adventure 890 R waren dabei.
Als Reserve-Motorrad war noch eine 250er KTM-Sport-Enduro im WÜSTENFAHRER-Truck. Die wurde nicht gebraucht, denn auf unserer 6.500 km langen Route von Tunis über El Oued, El Golea und In Salah nach Tamanrasset, von dort nach Djanet, dann über Iherir, Illizi und Hassi Messaoud zurück nach Tunesien, gab es nur ein nennenswertes technisches Problem:
WÜSTENFAHRER-Stammkunde „Ritchie“ ärgerte seine traumhaft schöne HP2 diesmal nicht mit einer zerdengelten Ölwanne - wie seinerzeit in der mauretanischen Sahara - sondern verlor im Oued Dider die vordere Befestigungsschraube der Kardan-Abstützungsstrebe – was die Kardanwellen-Außenverzahnung blitzschnell aus der Kreuzgelenks-Innenverzahnung flutschen liess – Kraftschluß Ade!
Da wir kurz vor Tamanrasset wie schon auf meiner erster Transsahara-Fahrt vor 47 Jahren - sh. https://www.wuestenfahrer.com/news/trossmann-buch-als-e-book-wuestenfahrer-auf-dem-motorrad-durchs-land-der-tuareg.html - dreimal um das Heiligtum von Sidi Moulay Lahsene gefahren waren – Pflicht und Glücksbringer für jede/n Wüstenfahrer/in - war das kein Problem.
Erstens fand sich die Schraube wieder, weil "Ritchie" in dem tiefsandigen Trockenflußbett nicht schnell gefahren war, zweitens pfriemelte die Gruppe in Teamwork und mit professioneller Hilfe unseres Tourguides Ali - im normalen Leben Automechniker - alles wieder zusammen.
Ansonsten zum Thema Technik:
Auf der ganzen Tour gabe es keinen „Platten“ und die mitgenommenen Reserve-Reifen wurden nicht gebraucht, weil die aufgezogenen Bridgestone AX41, Heidenau K60 Scout, Conti TKC 80, Michelin MT21 Rallyecross und Metzeler Karoo die gesamte Route „packten“ und offroad für viel Fahrspass sorgten – im Sand natürlich mit abgesenktem Reifenluftdruck.
Auch klimatisch war unsere Reise gut erträglich, auch wenn wir regelmäßig tagsüber Maxima um die 35 Grad C - zwischen Tamanrasset und Djanet auch mal ein paar Grad mehr – erlebten.
Nach Sonnenuntergang um ca. 19.00 Uhr gab es dafür die zuhause so seltenen „lauen Sommerabende“ und selbst beim „Sternhimmelbestaunen“ nach Mitternacht genügten T-Shirt und kurze Hose.
Bis Tamanrasset waren wir übrigens während des muslimischen Fasten-Monats Ramadan unterwegs, was kein Problem ist – sieht man davon ab, dass man aus Respekt vor den Einheimischen zwischen Sonnenaufgang und -untergang nicht in deren Gegenwart ißt, trinkt und raucht.
Das Ende des Ramadan ist das Eid al-Fitr, zu deutsch „Fastenbrech-Fest“ oder „Zuckerfest“. Wir erlebten es in Tamanrasset und es war einfach nur schön, abends von unserem Hotel ins Stadt-Zentrum zu fahren und inmitten unzähliger, festlich angezogener und feiernder Tuareg zu Abend zu essen.
Ganz anderes, aber wichtiges Thema - Sicherheit:
Von der tunesisch-algerischen Grenze bis Tamanrasset wurden wir von der "Gendarmerie nationale" - wichtigste algerische Sicherheits-Behörde - eskortiert.
Zwei Mercedes G mit in der Regel vier bewaffneten Gendarmen holten uns nach dem Frühstück pünktlich zur von uns gewünschten Zeit am Hotel oder „maison d’hote“ ab und begleiteten uns den ganzen Tag bis zur nächsten Unterkunft.
Auf Pistenstücken durften die Motorräder wegen des Staubs natürlich vorausfahren. Anhalten konnten wir wann und wo immer wir wollten, auch Abstecher unternehmen – z. B. zum erwähnten Heiligtum Sidi Moulay Lahsene.
An den Checkpoints von Militär, Polizei und eben Gendarmerie nationale wurden wir wie „VIPs“ begrüsst und durchgewunken. Ohne Eskorte wäre jedesmal Einiges an Zeit fürs „Woher, wohin, warum?“ und natürlich den Eintrag ins „Goldene Buch“ draufgegangen.
In der Arak-Schlucht – mangels gutem Hotel oder Maison d’hote erste Camping-Übernachtung - führt uns der Garnisons-Kommandant persönlich mit seinem 4X4 zu einen schönen Platz zum Zelten – im ersten tiefsandigen, aber von Allen gut bewältigten Wadi.
Dabei legt er Wert darauf, dass wir abends mit „reseau“ sind, also im Bereich des Handy-Netzes.
Unser Guide Mohamed – schon vor über 20 Jahren fuhren wir zusammen durch Algerien, Mali und Niger - erklärt mir den Grund:
Es sind die seit Erreichen der sog. Hoggar-Transsahara-Route uns immer wieder mal aufgefallenen, neben der Strasse einzeln oder in kleinen Gruppen laufenden oder lagernden schwarzen Menschen.
Sie haben kein oder nur minimales Gepäck und Gesichtszüge, die wegen ihrer Verhärmtheit und Härte geradezu erschrecken.
Einige Male stelle ich nach einer solchen Gruppe ein oder zwei Sixpacks Trinkwasserflaschen an den Strassenrand, wage aber nicht, auf die Heranlaufenden zu warten.
Zu recht, wie mir Mohamed erzählt, denn nicht wenige algerische Autofahrer und Trucker, die nachts auf den endlosen Entfernungen am Strassenrand stoppten, wurden von Flüchtlingen überfallen und ausgeraubt.
Es sind aus den Staaten südlich der Sahara geflohene junge Männer, die nach einer Horror-Fahrt auf überladenen Schleuser-Trucks durch die Sahara - für die ihre Familien viel Geld bezahlt haben - südlich von Tamanrasset vom LKW geworfen wurden und danach monatelang in Richtung Mittelmeer laufen - um es irgendwie nach Europa zu schaffen. Diese Menschen haben nichts zu verlieren - und nach all dem Erlebten keine Skrupel, ihr Überleben irgendwie zu sichern. Sie sind der Grund für die starke Militär- und Polizei-Präsenz und die Eskortierung von Sahara-Reisenden. Und nicht - wie fälschlicherweise immer noch kolportiert wird - militante Islamisten. Die gibt es nämlich zumindest im heutigen, für afrikanische Verhältnisse demokratischen, wohlhabenden und sozialen Algerien nicht mehr.
Leider wird wegen einer größeren Flüchtlingsgruppe, die sich an einem Guelta – einem Wasserbecken - im Hoggar-Zentral-Massiv niedergelassen hat, unsere Genehmigung für die Fahrt auf den Assekrem widerrufen. Erst nach dem dreitägigen Fastenbrech-Fest soll eine militärische Aktion die Assekrem-Route wieder sicher machen. Eine französische Gruppe Flug-Touristen, auf die wir am letzten Checkpoint treffen, will das abwarten. Für uns sind fünf statt der geplanten zwei Tage in “Tam“ nicht möglich, würden für die zweite Hälfte der Reise unangenehmen Zeitdruck schaffen. Das wollen wir nicht, denn Sahara-Reisen funktionieren nur gechilled gut.
Wir sind natürlich enttäuscht, denn der 2.800 m hohe Hoggar-Pass und der Besuch der dort noch immer unterhaltenen Jesuiten-Eremitage war ein Highlight der Reise. Doch Sicherheit geht vor.
Der zweite Bürgermeister von Tamanrasset und Chef des „Office de Tourisme“, der Targui Najim, lädt uns als Trostpflaster zum Abendessen in sein Haus ein – in bislang von mir bei Tuareg noch nicht so feudal erlebtem Ambiente und mit Essen außergewöhnlicher Qualität.
Ab dem Ort Ideles – 105 km östlich von „Tam“ - sind wir endgültig außerhalb der „Flüchtlings-Route“, fahren alleine in den Südosten der algerischen Sahara, ins unfassbar schöne Tassili N’Ajjer und zur legendären Oasenstadt Djanet.
Das malerische Oued Dider mit seinen weltberühmten neolithischen Fels-Gravuren, der tief in das Plateau von Dider eingeschnittene „Grand Canon“ von Iherir mit seinen Palmenhainen und zum Schwimmen geeigneten Gueltas, das bizarr verwitterte Tassili du Tasset mit seinen ebenfalls weltberühmten Felsmalereien, das extrem schroffe und doch schöne Plateau du Fadnoun und das 500 km durchmessende Dünenmeer des Großen Östlichen Erg sind einige der Highlights auf unserer über 2.000 km langen Rückfahrt nach Tunesien.
Dort treffen wir nach fast drei Wochen in Algerien zum ersten Mal wieder andere motorisierte Touristen – und geniessen in den beiden wohl schönsten Städten des Landes - Tozeur und Kairouan - den Luxus ebenso nobler wie richtig „touristischer“ Hotels.
Am dritten Tag in Tunesien geht es abends von Tunis auf die komfortable italienische Fähre nach Genua.
Weil die 40-Jahre-WÜSTENFAHRER-Jubiläums-Reise so schön war, kann ich nicht anders, als sie 2026 wieder durchzuführen – identisch mit der 2025er Reise, aber einen knappen Monat früher – von 7. Februar mit 2. März – und mit der Option, zwischen Europa und Tunis zu fliegen, denn das spart den Teilnehmer/inne/n, die keine vier Wochen Zeit haben, immerhin fast eine davon.
Detaillierte Infos zu dieser Reise unter:
https://www.wuestenfahrer.com/motorradreisen/algerien.html
Das Video zur 2025er-Reise ist zu streamen unter:
https://youtu.be/vFpZ2-aTTUI
Unsere vielfach durchgeführte zweite Algerien-Reise - einne reine Sportenduro-Tour namens "Tadrart, Tassili, Gräberpiste" - führen wir wegen der in den an Libyen grenzenden Gebieten aktuell nicht ausreichend gegebenen Reisesicherheit nicht mehr durch.